Wirtschaftlichkeit energiebezogener Investitionen nach DIN EN 17463 (ValERI)
Wie werden energiebezogene Investitionen validiert?
Zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Investitionen werden verschiedene Methoden eingesetzt. Die eingesetzten Methoden und deren Vor- und Nachteile bei der Bewertung von Investitionsentscheidungen zeigt die folgende Tabelle:
Methode | Vorteile / Nachteile |
Amortisation Rückfluss investierter Mittel aus den Erträgen einer getätigten Investition. Eine Investition hat sich dann amortisiert, wenn das Volumen der angesammelten, zurückgeflossenen Erträge den Investitionsbetrag überschritten hat. |
Die Erträge außerhalb der Amortisationszeit werden nicht berücksichtigt. Die Amortisation zeigt nicht an, wie vorteilhaft die Investition wirklich für das Unternehmen ist. |
Interne Verzinsung / Interner Zinsfuß Die interne Verzinsung bzw. Rentabilität einer Investition ist die Zeit, die vergeht, bis der Investor die Anschaffungsauszahlung nebst Verzinsung wiedergewonnen hat oder die Investition lohnt, wenn der interne Zinsfuß höher ist als die Zinsen auf dem Kapitalmarkt. Der interne Zinsfuß wird unter Berücksichtigung der technischen Nutzungsdauer mittels Rentabilität ermittelt. |
Investitionsprojekte können nur gegenübergestellt werden, wenn sie auch vergleichbar sind. Dauer, Anschaffungskosten und Zeitpunkt der Zahlungsströme müssen identisch sein. Ein Projekt mit einem höheren internen Zinsfuß ist nicht zwangsläufig rentabler als ein anderes Projekt mit geringerem internem Zinsfuß. Die interne Verzinsung sollte nur als Ergänzung zu einem anderen Verfahren angewendet werden. |
Kapitalwert Ein positiver Kapitalwert zeigt eine wirtschaftlich vorteilhafte Maßnahme und ein negativer Kapitalwert zeigt eine wirtschaftlich unvorteilhafte Maßnahme. Der Kapitalwert wird ermittelt, indem die Einsparung mit dem Kapitalzinssatz über den Betrachtungszeitraum abgezinst und die Investition abgezogen wird. |
Vorausgesetzt werden gleichbleibende Einsparungen über den gesamten Betrachtungszeitraum. Das Verfahren ist eindeutig, da nur ein Entscheidungsindikator eingesetzt wird. Relevante Faktoren wie Preisteigerungsraten und Risiken werden nicht berücksichtigt. |
Abbildung 1: Vor- und Nachteile verschiedener Methoden bei der Bewertung von Investitionsentscheidungen
Zur Vermeidung der genannten Nachteile wurde die Methode der „Valuation of Energy Related Investments (ValERI)“ / „Bewertung von Investitionen im Energiebereich“ vom Europäischen Komitee für Normung (CEN) initiert. Die VALERI-Methode nach DIN EN 17463 schließt die Lücken der konventionelle Kapitalwertmehode und weist folgende Merkmale auf:
- Eindeutigkeit: nur ein Entscheidungsindikator (der Kapitalwert) wird als Entscheidungsgrundlage eingesetzt;
- Korrekte und vollständige Ergebnisse: relevanten Faktoren wie Preissteigerungsraten und Risiken werden berücksichtigt;
- Einheitlichkeit: eine Norm, ein Standard;
- Nachvollziehbarkeit: Berechnungen sind transparent;
- Flexibel: der Entscheider kann Parameter einstellen und diese an Grenzen auf Bedarfe ausrichten;
- Regelungen zur Präsentation der Berechnungsergebnisse in einem Report;
- Optimale Regelungen zur Sensitivitäts- und Best-/Worst-Case-Analyse.
Für welche Unternehmen ist die Methode nach DIN EN 17463 (ValERI) verpflichtend?
Im Rahmen von Managementsystemen für Umwelt oder Energie, Durchführung von Energieaudits sowie bei der Steuerentlastungen nach verschiedenen Gesetzen und Verordnungen werden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen gefordert. Um diesen Nachweis zu erbringen muss die Wirtschaftlichkeit energiebezogener Investitionen nach DIN EN 17463 (ValERI) berechnet werden.
Ziel der Methode ist die einheitliche und objektive Bewertung der Wirtschaftlichkeit. Es soll eine größere Anzahl von Energieeinsparprojekten in Unternehmen initiert werden, um die Energiewende zu forcieren.
Verpflichtende Rechtsquelle | Betroffene Unternehmen |
Nachweisführung Softwarelösung |
BEHG-Carbon-Leakage-Verordnung (BECV – §11) | Beihilfeberechtigte Sektoren/ Branchen auf Antrag |
Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001 |
Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen (EDL-G – §8a) |
Nicht-KMU |
Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001 |
Energieeffizienzgesetz (EnEfG – §8) | Gesamtenergieverbrauch > 7,5 GWh |
Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001 |
Energieeffizienzgesetz (EnEfG – §9) | Gesamtenergieverbrauch > 2,5 GWh |
Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001 Energieaudit DIN EN 16247-1 |
Energiefinanzierungsgesetz (EnFG – §30) |
Stromintensive Unternehmen mit > 1 GWh gemäß Anlage 2 Ökologische Gegenleistung |
Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001 2009/1221/EG – EMAS-Verordnung |
Energiesteuergesetz (EnergieStG – §55 in Änderung) Stromsteuergesetz (StromStG – §10 in Änderung) |
KMU – Antrag auf Gewährung des Spitzenausgleichs |
Spitzenausgleich-Effizienzverordnung (SpaEfV – §3)
|
Abbildung 2: Für Unternehmen verpflichtende Rechtsquellen zu Wirtschaftlichkeitberechnungen nach DIN EN 17463 (ValERI) – Stand: Dezember 2023
Wirtschaftlichkeitsberechnung nach DIN EN 17463 (ValERI)
Aufbau des Modells
Alle Nutzen und Lasten der potenziellen Investition (ERI: Energy Related Investment) werden identifiziert, falls möglich quantifiziert (Monetarisierung) und die relevanten Risikofaktoren abgeschätzt. Nutzen und Lasten können sein:
- Energieeinsparung
- Geringere Instandhaltungsaufwände
- Verbesserte Produktionsleistung (Menge/Zeit)
- Schrottwert alter Aggregate
- Lärmminderung
- Verbesserte Produktionssicherheit
- Weniger Platzbedarf
- Investitionskosten für die neue Anlage
- Produktionsausfälle bei der Inbetriebnahme
- …
Mit der Laufzeit der Investition wird die Anzahl zu berücksichtigender Perioden abgeschätzt:
- Wie lange wirkt sich die Investition aus?
- Wie lange kann mit monetarisierbaren Nutzen und Lasten durch die Investition gerechnet werden?
- Wann sind Wiederaufbau, Repowering, Demontage, Generalüberholung, Entsorgung usw. und die damit verbundenen Zahlungflüsse zu erwarten?
Eine Orientierungshilfe können die Nutzungsdauern in AfA-Tabellen für die verschiedenen Wirtschaftszweige geben.
Wichtig für die Berechnung ist die Festlegung eines angemessenen Kalkulationszinssatzes. Der Kalkulationszinssatz wird verwendet, um den Zeitwert des Geldes in die Bewertungsrechnung einzubeziehen. Er soll die Anforderung zum Ausdruck bringen, die von einer Investition erwartet wird. Ein gewichteter Zinssatz berücksichtigt die Verwendung von eigenen und fremden Finanzierungsquellen.
Berechnung
Für das wahrscheinlichste Szenario wird der Kapitalwert unter Verwendung der Laufzeit der Investition und des Kalkulationszinssatzes ermittelt.
Um die Schwankungsbreite des Kapitalwertes abzudecken, erfolgt die Durchführung einer Szenarioanalyse für das Best-Case- und das Worst-Case-Szenario. Sie wird durchgeführt, indem alle Einstellparameter gleichzeitig variiert werden und ist verpflichtend von der Norm vorgegeben.
Die Sensitivitätsnalyse variert die Parameter mit bedeutender Unsicherheit einzeln und wird optional durchgeführt.
Auswertung
Die Szenarioanalyse erzeugt zwei extreme Ergebnisse. Diese zeigen, was passieren kann, wenn alle Einstellparameter entweder
- extrem gut (aber immer noch realistisch) oder
- extrem schlecht (aber immer noch realistisch) ausfallen.
Liegt selbst der Kapitalwert für das Worst-Case-Szenario über Null, so kann die Investition als positiv angesehen werden. Selbst wenn sich die Lage schlechter als erwartet entwickelt, würden die Ergebnisse weiterhin positiv ausfallen. Ein negativer Wert beim Worst-Case sollte allerdings nicht zwangsläufig zur Ablehnung der Investition führen.
Die Sensitivitätsnalyse zeigt diejenigen Parameter auf, die die stärkste Wirkung auf den Kapitalwert haben können, z.B.:
- Eingesparte Energiekosten durch die Investition
- Energiepreisschwankungen
- Preisschwankungsrate für relevante Dienstleistungen und Materialien
- Laufzeit der Investition
- Kalkulationszinssatz
- Investitionskosten
Berichterstattung
Der Bewertungsbericht sollte Folgendes enthalten:
- Die Übersicht über die Quantifizierung, Monetarisierung und qualitative Beschreibung für alle identifizierten Nutzen und Lasten.
- Die Berechnungstabelle für das wahrscheinlichste, das schlechteste und das beste Szenario einschließlich einer transparenten Darstellung der Parametereinstellungen.
- Eine Beschreibung der nicht monetarisierbarer Effekte und ihrer Auswirkungen des Projekts.
- Einen Vorschlag für die Entscheidung auf der Grundlage des Ergebnisses des Kapitalwertes und der nicht monetären Effekte.
Der gesamte Bericht ist jener Person zu übergeben, die die Entscheidung für oder gegen das Projekt trifft. Um die Rückverfolgbarkeit der Berechnung sicherzustellen und so das Vertrauen in die Ergebnisse zu erhöhen, sollte die Kalkulation offengelegt werden.
Durchführung von Wirtschaftlichkeitsberechnungen mit isoportal
Die Kapitalwertmethode wurde in isoportal schon immer zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit genutzt. Mit der Erweiterung der VALERI-Methode ist die Software nun auch vollständig kompatibel zu den verpflichtenden Forderungen der genannten Normen, Gesetze und Verordnungen (siehe Abbildung 2).